Die paradoxe Situation: Trotz hoher Arbeitslosigkeit gibt es zahlreiche unbesetzte Stellen. Wie kann das sein? Die Antwort heisst: Mismatch am Arbeitsmarkt. Viele Arbeitssuchende verfügen nicht über die Fähigkeiten, die Arbeitgeber suchen. Erfahre, welche Ursachen dahinterstecken und wie Arbeitnehmende und Unternehmen den Mismatch reduzieren können.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Mismatch?
Der Begriff Mismatch bzw. Skills-Mismatch beschreibt die Diskrepanz zwischen den vorhandenen Fähigkeiten der Arbeitnehmenden und den Anforderungen der Arbeitgeber.
In der Schweiz gab es gemäss Jobradar im vierten Quartal 2024 fast 250’000 offene Stellen. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 von 2,3% auf 2,8% gestiegen.
Warum gibt es so viele offene Stellen trotz hoher Arbeitslosigkeit?
Technologische Veränderungen und Digitalisierung
Die Arbeitswelt wandelt sich rasant: Aufgrund von Automatisierung und KI fallen viele Berufe weg, während neue entstehen. Die Anforderungen an Mitarbeitende ändern sich laufend. Arbeitnehmende, die sich nicht regelmässig weiterbilden, geraten ins Hintertreffen.
Traditionelle Rollen und starre Rekrutierungsprozesse
Viele Unternehmen suchen nach spezifischen Jobtiteln anstatt nach Fähigkeiten. An die Jobtitel ist eine relativ starre Jobbeschreibung geknüpft. Darin enthalten sind erforderliche Abschlüsse, Anzahl Jahre Berufserfahrung und Ähnliches. Wer nicht genau dem Profil entspricht, kommt für die Stellenbesetzung nicht in Frage. Dadurch werden potenzielle Kandidat/innen übersehen, die zwar die notwendigen Skills, aber nicht den «richtigen» Karriereweg haben.
Unsichtbare Arbeitssuchende («Hidden Workers»)
Viele potenzielle Mitarbeitende, wie ältere Arbeitnehmende, Menschen mit Betreuungspflichten oder Migrant/innen, werden oft übersehen, obwohl sie arbeiten möchten.
Wie können Arbeitssuchende ihre Chancen verbessern?
- Skills statt Jobtitel in den Fokus rücken: Wer sich bei der Jobsuche und Bewerbung nur auf klassische Jobrollen konzentriert, übersieht Chancen. Tools wie die Work-ID helfen, persönliche Skills zu identifizieren und diese für passende Jobs sichtbar zu machen.
- Weiterbildung und Up- und Reskilling helfen, den eigenen Marktwert zu steigern.
- Flexibilität zeigen: Wer offen für Plattformarbeit, Gig-Jobs oder Hybridmodelle ist, kann neue Chancen entdecken.
- Soft Skills betonen: Neben technischen Fähigkeiten spielen beispielsweise Teamfähigkeit, Anpassungsfähigkeit oder Kommunikationskompetenzen eine immer wichtigere Rolle. Diese sollten in Bewerbungen gezielt betont werden.
Was können Unternehmen gegen den Skills Mismatch tun?
- Skills-basierte Rekrutierung statt Jobtitel-Fixierung: Statt auf spezifische Berufsabschlüsse oder jahrelange Erfahrung zu fokussieren, sollten Unternehmen nach relevanten Skills suchen.
- Eigene Mitarbeitende weiterbilden: Viele Unternehmen erwarten «fertige» Fachkräfte. Stattdessen sollten sie in interne Weiterbildungen und Umschulungen investieren und diejenigen Skills ausbilden, die sie benötigen.
- Automatisierte Bewerbungsprozesse anpassen: Viele Bewerbende werden durch automatische Filter in Applicant-Tracking-Systemen (ATS) aussortiert, weil ihnen der Abschluss X oder das Zertifikat Y fehlt. Oder weil sie eine Lücke im Lebenslauf haben. Hier sollten Unternehmen ihre Prozesse anpassen, die Filter in den Systemen überarbeiten und mehr auf Skills fokussieren.
- Diversität fördern: Durch gezieltes Recruiting von Ü50-Kandidat/innen, Migrant/innen, Teilzeitangestellten oder Menschen mit Behinderungen kann der Fachkräftemangel entschärft werden.